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Bericht Winterkampf für Kampftruppen der Reserve

Ich schildere hier wie ich den Lehrgang Winterkampf für Kampftruppen der Reserve an der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald im November 2006 empfand. Auf Antworten oder andere Ansichten freue ich mich.

Anreisetag 19.11.2006

Laut Einberufungsbescheid sollten wir bis 20:00 Uhr angereist sein. Aufgrund dessen machte ich mich um 11:00 Uhr in Berlin auf den Weg. Die Fahrt mit dem Auto verlief relativ entspannt.

Gegen 19:30 traf ich in der Kaserne der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald ein, wo die Aufnahme durch den Lehrgangsteilnehmer vom Dienst erfolgte. Als Offizier erhielt ich eine Zweimannstube die ich mir mit einem Kameraden Leutnant der Fallschirmjägertruppe teilte. Landser und Unteroffiziere wurden auf Viermannstuben untergebracht. Mehr passierte an diesem Tag auch nicht.

Montag 20.11.2006

Nach dem Frühstück ging es früh im Hörsaal los. Der Hörsaalleiter stellte sich und den Lehrgang vor. Im Anschluss folgte dann eine kleine Vorstellungsrunde in der jeder Kamerad etwas zu seiner militärischen Vita sowie evtl. Erfahrungen mit Bergen äußern konnte. Außerdem wurde uns mitgeteilt, dass der Lehrgang in seiner ursprünglich geplanten Form nicht stattfinden wird. Der Hauptgrund war, dass kein Schnee für die Skiausbildung, den Skimarsch sowie den Bau von Iglus vorhanden war.

In einem fließenden Übergang wurden dann durch den Inspektionsfeldwebel und den Rechnungsführer die Formalitäten erledigt.

Im Anschluss daran gingen wir alle zur Hochgebirgskammer um unsere persönliche Kletteraustattung zu empfangen. Damit auch ein einheitliches Ausstattungssoll gewährleistet werden konnte verlegten wir außerdem noch zur Standortverwaltung und erhielten dort den Rest unserer Ausrüstung.

Nach dem Mittagessen gab der Hörsaalleiter einen Unterricht zum Thema Orientieren im Gelände und der Verwendung von Karte und Kompass. Wir erhielten daraufhin den Auftrag einen Bergmarsch für den Mittwoch zu planen.

Zum Abschluss des ersten Tages stellte uns einer der Heeresbergführer sinnvolle, privat beschaffte Zusatzausstattung vor.

Dienstag 21.11.2006

Dienstag war der erste praktische Ausbildungstag. Wir verlegten mit dem Bus raus und nach einem kleinen Fußmarsch erreichten wir unseren Ausbildungsort. Der Hörsaal wurde in zwei Arbeitsgruppen geteilt, die jeweils von einem Heeresbergführer ausgebildet wurden.

Das erste Ausbildungsthema waren Knoten und Bunde. Uns wurden für die weiteren Übungen drei Knoten beigebracht. Der erste diente zum Verbinden von Seilen und wird Sackstich genannt. Der zweite war der Mastwurf, den man zur Befestigung einer Leine an einem Gegenstand verwendet. Der dritte und letzte Knoten für uns war der Prusikknoten, ein Klemmknoten, der sich unter Belastung zuzieht und bei Entlastung wieder lockert.

Mit diesem Wissen konnten wir nun unsere persönliche Kletterausstattung anlegen und übten danach das begehen eines Seilgeländers.

Danach folgte der erste Höhepunkt des Tages. Das Abseilen an einer Felswand. Dazu befestigte der Heeresbergführer ein Seil und wir durften uns dann die ca. 12 Meter hohe Felswand abseilen. Beim ersten Mal ein eher mulmiges Gefühl, da man auch erst einmal Vertrauen in die Ausrüstung gewinnen muss.

Die Mittagspause wurde von den Heeresbergführern genutzt eine Seilrutsche sowie einen einfachen Seilsteg aufzubauen. Die Seilrutsche hatte selbstverständlich den höheren Unterhaltungswert. Den Seilsteg galt es im Bärenhang (unterhalb des Seils) bzw. Kommandokraul (oberhalb des Seils) zu überwinden.

Den Abschluss des Tages bildete die Ausbildung an der Universaltrage UT2000. Diese wurde von den Lehrgangsteilnehmern zusammengebaut und ein Verletztentransport damit absolviert.

Mittwoch 22.11.2006

Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des geplanten Bergmarschs. Die Marschstrecke war ca. 20 Kilometer lang und es galt etliche Höhenmehter zu überwinden. Ziel des Aufstiegs war die Hohe Kiste. Ausgangsort war die Ortschaft Wallgau. Die erste Gruppe startete mit ca. 30 Minuten Vorsprung.

Als eingeteilter Führer der zweiten Gruppe wartete ich mit meinen Leuten am Holzverladeplatz in Wallgau. Nach ca. 20 Minuten kam dann der Hörsaalleiter und wir verlegten mit zwei Achtsitzern zum ersten Punkt. Meine Aufgabe bestand nun darin dem Hörsaalleiter den Weg zu beschreiben.

Am ersten Punkt angekommen folgte eine kleine Funküberprüfung und die Gruppe setzte sich in Marsch. Der Aufstieg zum Gipfelkreuz beinhaltete keinerlei besondere Vorkommnisse. Es war zum Teil ein sehr steiles Gelände (Steigung von 30%). Wir erreichten das Gipfelkreuz sogar noch vor der von mir errechneten Marschzeit. Eine Gipfeleinweisung musste aufgrund der Wetterverhältnisse ausfallen.

Ab hier kam dann der unangenehme Teil des Marsches. Nach ca. 2 weiteren Kilometern verliefen wir uns dann und selbst unter Hinzunahme eines GPS-Gerätes sowie Unterstützung des Heeresbergführers gelang es uns nicht den richtigen Weg wiederzufinden. Zur Entschuldigung des Heeresbergführer sei gesagt, dass er sich in diesem Teil des Gebirges auch nicht auskannte.

Nach einer halben Ewigkeit entschieden sich die beiden Heeresbergführer dann die Gruppen zusammenzulegen und uns gemeinsam dort herauszuführen. Kurze Zeit später ging dann auch noch die Sonne unter was der Gesamtsituation nicht gerade förderlich war. Am Kontrollpunkt, den wir schon Stunden vorher hätten erreicht haben sollen, erwartete uns der Hörsaalleiter. Als kleine Motivationsspritze sicherte er uns am nächsten Kontrollpunkt warme Brühe zu. Diese war auch dringend nötig, da wir bis zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit hatten unsere EPA-Verpflegung einzunehmen.

Nach der Suppenpause war der Weg dann um einiges angenehmer. Allerdings waren einige Kameraden schon am Ende ihrer Kräfte angelangt und sichtlich froh gewesen als das lang ersehnte Ziel erreicht war.

Donnerstag 23.11.2006

Nach dem gestrigen Marsch sah man einigen Kameraden die Nachwirkungen noch deutlich an. Der heute Tag stand wieder im Zeichen der Kletterausbildung. Dazu verlegten wir mit dem Bus zur Ausbildungstelle. Dort angekommen stand ein kurzer aber knackiger Anstieg an. Oben angekommen legten wir wieder die empfangene Kletterausstattung an. Die Heeresbergführer bereiteten derweil die Ausbildung vor. Für meine Gruppe stand als erster Ausbildungsabschnitt das Begehen eines Seilgeländers an. Dazu seilten wir uns wir gelernt den Berg ab und überquerten ein kleines Gebirgsbächlein. Ich wollte mir gar nicht ausmalen wie das wäre, da hereinzufallen. Das wäre sicherlich sehr kalt geworden.

Auf der anderen Seite des Gebirgsbachs ging es wieder unter Hinzunahme des Seilgeländers den Berg herauf. Oben angekommen hatte der Heeresbergführer mittlerweile die Abseilstelle vorbereitet. Nacheinander durfte sich nun jeder der Lehrgangsteilnehmer aus der ca. 50 Meter hohen Schlucht abseilen.

Das ganze war recht Zeitintensiv, so dass jeder nur im Schnitt zweimal abseilen konnte. Gegen 13:00 Uhr verlegten wir mit dem Bus wieder in die Kaserne und bereiteten unsere Ausrüstung nach. Am Nachmittag stand dann die Abgabe der in der StOV empfangenen Ausrüstung an. Nachdem wir diese abgegeben hatten, wurde Dienstschluss befohlen.

Freitag 24.11.2006

Der Freitag diente nur noch der Ausschleusung. Es wurde zu aller erst die Bettwäsche getauscht und im Anschluss das in der Hochgebirgskammer empfangene Zeugs abgegeben. Das Waffenkammermaterial wurde dann von den Verantwortlichen zurückgebracht. Es folgte ein Inspektionsantreten bei der ein ehemaliger Hörsaalleiter verabschiedet wurde. Der Abnahme der Stuben folgte ein letztes Antreten bei dem jeder eine Urkunde erhielt und um kurz vor 11 Uhr war dann Abmarsch angesagt.

Fazit

Ich muss zugeben das ich ein wenig enttäuscht war. An dem Wetter konnte man nichts ändern aber das wir während des gesamten Lehrgangs keine einzige Waffe empfangen haben war schon etwas deprimierend. Ich persönlich hatte mich sehr auf die Skiausbildung sowie den Bau des Iglus gefreut. Stattdessen bekamen wir die Abseilausbildung. Eine wie ich finde sehr interessante Erfahrung. Der Bergmarsch war auch eine sehr intensive Erfahrung. Es ist allerdings schwer bei so etwas den Mittelweg zu finden. Einige Kameraden sahen nach und während des Marsches aus wie das blühende Leben und andere sahen aus als kämen sie nach Jahren aus einem russischen Arbeitslager nach Hause.

Der Lehrgang Winterkampf für Kampftruppen der Reserve ist ohne Einschränkungen zu empfehlen. Körperliche Fitness vorausgesetzt bekommt man richtig was geboten und erlernt Techniken die man als Nicht-Gebirgsjäger so evtl. in der Truppe noch nicht kannte.

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